Tierversuche – Unverzichtbar für die Medizin oder Tierquälerei?

Affen mit implantierten Elektonen im Hirn, Mäuse mit Tumoren, Kaninchen mit entzündeten Augen – die Rede ist von Tierversuchen.

Jährlich werden viele Tausende von Tieren genutzt, um an ihnen für unsere Luxusbedürfnisse und unser Wohl zu forschen. Während viele Befürworter der Meinung sind, Tierversuche seien notwendig, protestieren viele Tierschützer gegen das ,,Verbrauchen“ der wehrlosen Kreaturen. Da stellt sich einem natürlich die Frage: Sollte man Tierversuche befürworten und unterstützen?

Nur weil die Tiere uns in diesem Punkt wehrlos ausgesetzt sind, gibt uns das kein Recht, sie lebensbedrohlichen Situationen und großen Schmerzen auszusetzen, denn ,,Rassismus beginnt, wenn der Mensch denkt, es sind ja nur Tiere.“ Für die Tiere bedeuten die Tierversuche immer Stress, Schmerzen und Leiden. Sie werden zu Versuchsobjekten gemacht, welche oft an verschiedenen Messinstrumenten hängen. Häufig werden die Tiere auch in nicht artgerechten Käfigen gehalten. Viele von ihnen sterben. Jedes Jahr benötigen Forscher weltweit 100 Millionen Tiere. Alleine in Deutschland kamen im Jahre 2007 etwa 226 Millionen Tiere bei Versuchen ums Leben. Unter ihnen sind unzählige Ratten, Mäuse, Kaninchen und Pferde. Selbst wenn sie nicht ihr Leben lassen mussten, haben sie häufig schmerzhafte Erkrankungen, wie entzündete Augen.

Zudem sind Tierversuche sinnlose Tierquälereien, da die aus ihnen resultierenden Erkenntnisse nur eine falsche Sicherheit vortäuschen. Bei Tierversuchen werden wichtige Aspekte, die die Krankheitsentstehung und ihren Verlauf beeinflussen, nicht mit einbezogen, obwohl viele Umweltfaktoren das Krankheitsbild stark beeinflussen können. Somit haben die künstlichen Krankheiten nur wenige Parallelen zu der eigentlichen Krankheit. Heraus resultieren Werte und Ergebnisse, die einen rein spekulativen Wert haben. Dies führt immer wieder dazu, dass Menschen an Nebenerkrankungen sterben oder starke Beeinflussungen auftreten, obwohl das Medikament laut Tierversuch als sicher galt.

Des Weiteren ist es ein komplett falscher Ansatz, Medikamente oder Ähnliches für Menschen an Tieren zu testen, denn die Ergebnisse sind nicht zwingend auf den Menschen übertragbar. Dies liegt daran, dass der Mensch eine andere Organfunktion, einen anderen Stoffwechsel und einen anderen Körperbau hat, oder in diesen Bereichen zumindest ausschlaggebende Differenzen existieren. Bis die Wirkstoffe am Menschen selbst getestet werden, lässt sich über die Reaktion unseres Organismus also nur spekulieren. Ein Beispiel für die Differenzen zwischen zwei verschiedenen Organismen tritt häufig bereits bei unterschiedlichen Tierrassen auf.

Doch Tierversuche haben auch ihre positive Seiten. Gerade die Chirurgie profitiert von ihnen. Tierversuche machten es möglich, zahlreiche neue Operationsmethoden zu entwickeln und die bereits bestehenden zu verfeinern und zu verbessern. Die Transplantations-Medizin wurde durch viele Versuche weit vorangebracht. So gelang es zum Beispiel Forschern aus Bern, dass Gewebe eines amputierten Schweinebeines über einen Zeitraum von 12 Stunden intakt zu halten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass durch Tierversuche viele wichtige Rückschlüsse auf den Menschen gezogen werden können. Es ist mit diesen Rückschlüssen möglich, dass Herz-Kreislauf-System, das Nerven-System und viele toxische Wirkungen besser zu verstehen und zu erklären. 70 bis 80 Prozent aller Nebenwirkungen und Wirkungen können durch diese Rückschlüsse erklärt und vorausgesagt werden. Dank Mäusen entdeckte William Harweg so im 17. Jahrhundert unseren zirkulierenden Blutkreislauf und auch die Entwicklung der Antibabypille wäre ohne diese Erkenntnisse nie zustande gekommen.

Der wohl wichtigste Punkt ist, dass Tierversuche in der Medizin unverzichtbar sind. Nur durch sie können wir an die besten und sichersten Medikamente gelangen. Bei fast allen neuen und großen Entdeckungen waren Versuchstiere beteiligt. Viele lebensrettende Medikamente stünden uns ohne sie nicht zur Verfügung. Beispiele hierfür sind zahlreiche Antibiotika und Impfstoffe sowie Insulin-Therapien.

Allgemein sollte man sich immer wieder vor Augen führen, welche Fortschritte allein durch Tierversuche erreicht werden konnten, obwohl das Quälen von Tieren moralisch eigentlich unzulässig ist. Deshalb sollte man die Versuchstiere möglichst artgerecht und human behandeln und nicht für Luxusbedürfnisse wie Kosmetika missbrauchen. In einigen Bereichen gibt es außerdem die Möglichkeit von In-vitro Versuchen (außerhalb eines lebenden Organismus) an Gewebeproben in Reagenzgläsern. Somit könnte man also das Leiden der Tiere minimieren, ohne auf den Profit, den wir aus Tierversuchen ziehen, verzichten zu müssen.

~JK

Umfrage: Sollten medizinische Versuche an Tieren verboten werden?

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